Nach 5-jähriger Corona-bedingter Zwangspause lud das Lübecker Ärztenetz am 16. September 2023 endlich wieder zu seiner Fortbildungsveranstaltung „Ärzte für Ärzte – aus der Praxis für die Praxis“ in die media docks in Lübeck ein. Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich über 30 Ärzt:innen, Mitglieder des LÄN, aber auch Kolleg:innen aus Lübeck und Umgebung sowie über 70 Praxis-Mitarbeiter:innen, die parallel an der LÄN-Veranstaltung „MFA für MFA“ teilnahmen.
Frau Dr. Annette Richter, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Lübecker Ärztenetzes begrüßte zusammen mit Herrn Dr. Thomas Legler die Besucher:innen.
Die Vortragsreihe „Ärzte für Ärzte“ eröffnete Prof. Dr. Klaus Wagner zum Thema „Cannabis in der Medizin – über Teufel und das Weihwasser“. Herr Prof. Dr. Klaus Wagner berichtete über Vorteile und Gefahren beim Einsatz von Cannabis in der Schmerztherapie. Im Anschluss an seinen Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Diskussion und ein Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmer:innen.
Auf ihn folgte Frau Dr. Annekatrin Ripke, Internistin, Koordinatorin und Lotsin im ‚Zentrum für Seltene Erkrankungen‘ am UKSH Lübeck. Frau Dr. Ripke als externe Referentin informierte die Zuhörer:innen über ihre Abteilung sowie die Rolle ihres Fachbereiches bei der Unterstützung auf dem Weg zur Diagnose. Dabei erläuterte sie, dass es sich beim ‚Zentrum für Seltene Erkrankungen‘ um kein ‚Dr. House-Team‘ handle – denn die Diagnostik verbleibe in der jeweiligen Fachabteilung – man die seltenen Erkrankungen aber an sich fokussierter betrachte. So erfuhren die Zuhörer:innen, dass seltene Erkrankungen zu 75 % genetischen Ursprungs sind und besonders häufig bei immigrierten Patient:innen aus anderen Kulturen stammen, in denen es z.B. viel häufiger zur Fortpflanzung unter Verwandten (Cousin & Cousine) kommt.
Nach einer Kaffee-Pause, welche zum ersten Austausch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einlud, folgte der Vortrag von Frau Dr. Claudia Hindel und Herrn Christian Kurth, beide Fach- und Oberärzt:innen im Bereich Allgemein- und Innerer Medizin sowie Klinischer Geriatrie am Krankhaus Rotes Kreuz in Lübeck, zum Thema „Palliativmedizin und Ethik in der Geriatrie“. Anhand von Fallbeispielen skizzierte man, welche Krankheitsbilder im Rot-Kreuz Krankenhaus versorgt werden und welche menschlichen Schicksale sich zum Teil hinter den Befunden verbergen. Die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen stellten interessiert Rückfragen über die Möglichkeiten der Unterbringung und Kontaktaufnahme zu den beiden Ärzten.
Unter dem Titel „Der spannende Fall“ berichteten Herr Dr. Jürgen Welling, Pneumologe, sowie Herr Dr. Thomas Legler, Rheumatologe, von echten, außergewöhnlichen Fällen aus ihrem Praxisalltag.
Herr Dr. Welling erläuterte den Fall eines männlichen Patienten, der ihn mit folgenden Beschwerden aufsuchte: häufiger Hustenreiz, trockener Hals, gelegentlich belegte Stimme. Nach eingehender Untersuchung wurde eine chronisch obstruktive pulmonale Lungenerkrankung (COPD GOLD III-IV) diagnostiziert und der Patient medikamentös eingestellt, was zur Normalisierung der Lungenfunktion führte. Nach 8 Jahren kam der Patient wieder, diesmal mit verschiedensten Beschwerden an unterschiedlichen Organen, wie Kardiomyopathie, Niereninsuffizienz, abdominelle Schmerzen, Depression, etc. Die Vorgeschichte und das umfassende Beschwerdebild brachten Herrn Dr. Welling zu dem Schluss, dass es sich um Morbus Fabry, einer vererbbaren, lysosomale Speicherkrankung handeln muss. Diese Diagnose konnte abgetestet und bestätigt und der Patient dementsprechend behandelt werden.
Herr Dr. Legler beschrieb eine Patientin, deren Nasenspitze nicht mehr vorhanden war und man es erst einer Rheuma-Erkrankung zuschrieb. Letztendlich konnte Herr Dr. Legler die wirkliche Ursache herausfinden, nämlich Kokain-Missbrauch.
Im Anschluss an die Veranstaltung lud das Lübecker Ärztenetz zu Fingerfood und kalten Getränken ein, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen, um sich auszutauschen und zu vernetzen und das Wetter zu genießen.
Aufgrund des sehr positiven Feedbacks der Teilnehmer:innen, plant das Lübecker Ärztenetz bereits eine Wiederholung dieser Veranstaltung in 2024 und mittelfristig die Etablierung der Fortbildung als festen Bestandteil ihrer Fortbildungsveranstaltungen.
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